Nachdem der Hashtag #aufschrei auch noch den Grimme- Award gewonnen hat, wurde quasi im Schatten dessen Erfolges der Hashtag #schauhin ins Leben gerufen. Für mich Anlass mal darüber nachzudenken, was das ganze soll und vor allem was bringt ein #Hashtag. #aufschrei hatte sich dem Thema Sexismus gewidmet, ein sicherlich ganz wichtiges Thema, bedenkt man, das die Gleichberechtigung von Mann und Frau alles andere als verwirklicht ist. Selbst der Staat (Bund, Länder und Kommunen) bezahlen man und Frau für gleiche Arbeit unterschiedlich (zum Beispiel Lehrer). Das im Konkreten nachzuweisen fällt wiederum schwer, da ja eigentlich nicht über Gehälter geredet werden soll. Und ja, es gibt auch (genug) Menschen, die das jeweils andere Geschlecht auf die Ebene des reinen Sexualpartners runter brechen und ihn nur danach beurteilen und behandeln und nicht nach der Persönlichkeit, Kompetenz etc. Trotzdem, der #aufschrei war und ist eine Einbahnstraße, die formal den Mann zum Täter (Sexist) und die Frau zum Opfer macht. Doch so einfach ist die Welt nun mal nicht eingerichtet. Es gibt auch umgekehrte Fälle, deren Anzahl gar nicht bekannt ist. Und damit bekommt #aufschrei den ersten faden Beigeschmack. Nämlich das hier ein komplexes Problem unzulässig vereinfacht wird. Nun wurde #schauhin in’s Leben gerufen mit der Zielsetzung den Alltagsrassismus zu thematisieren. Alltagsrassismus ist ein Problem und mir hat auch schon ein guter Freund und Kollege nachgewiesen, das ich an der einen oder anderen Stelle unbewusst rassistisch bin. Und ich fand diese Erfahrung sehr lehrreich. Denn verschiedene Dinge die man so daher sagt und die man eigentlich gar nicht rassistisch meint, kommen dann doch eben genauso beim Gegenüber an. Kann #schauhin daran etwas ändern? #schauhin hat zuerst das selbe grundsätzlich Problem wie auch #aufschrei. Es wird ein Opferabo ausgestellt. Der Deutsche/Europäer ist der böse Rassist, alle anderen sind Opfer. Das kann schon nicht funktionieren, denn auch hier wird ein eigentlich sehr wichtiges, komplexes Thema/Problem unzulässig vereinfacht. Schon deshalb sind #aufschrei und #schauhin ungeeignet, die Probleme anzugehen. Sie dienen lediglich der intellektuelle Selbstbefriedigung derjenigen, die den jeweiligen Hashtag in’s Leben gerufen haben. Sie waren von vorne herein nicht auf die Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme ausgelegt. Aber kann man mit einem Hashtag überhaupt derart komplexe Probleme lösen? Wenn wir von einer Bevölkerungszahl von abgerundet 80 Millionen ausgehen, dann sind 1% davon immerhin 800.000 Leute. Ein Promille sind 80.000 Menschen. Um erst einmal eine genügend große Zahl Personen in die Diskussion einzubinden reichen meiner Meinung nach ein Prozent der Bevölkerung nicht aus. Da bedarf es erheblich mehr. Und allein das Vorhalten des Spiegels a la Till Eulenspiegel führt dann immer noch nicht dazu, das die Menschen sich ändern. Ich sehe es eher so, das derartige Hashtags maximal die Leute erreichen, die sich mit dem Problem sowieso beschäftigen und Ändern kann man damit erst recht nichts. Dazu muß ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden und das ist ein langwieriger Prozeß, der im Kindesalter anfängt und sich über ein ganzes Leben hinzieht. Und solange bei diesem Problem sich nicht auf den gesamten Problemkreis gestürzt wird, sondern immer nur Teilaspekte herausgehoben werden, wird eh nichts pssieren. Und wir müssen uns auch klar sein, das wir als Land alleine diese Probleme selbst wenn wir sie komplex angehen, nicht werden lösen können, da wir auch von Außen beeinflusst werden. Wir können zwar Wandlungsprozesse anstoßen aber Lösen kann dies die Menschheit nur in ihrer Gesamtheit.