Gestern Abend habe ich einen Artikel gelesen, über den ich mich noch immer sehr ärgere. Der Titel lautet: Ehrlichkeit in der Wissenschaft. Von Leugnern und Skeptikern. Leider ein zum Thema sehr oberflächlicher Beitrag, der verschiedenste Aspekte vermischt und durcheinander bringt. Der Autor des Pamphletes erkennt gleich zu Beginn richtig, das der Skeptiker zweifelt, „Theorien ergebnissoffen prüft“. Und das ihn dies vom Leugner unterscheidet. Wer jedoch nun auf einen spannenden Diskurs über Skeptiker, Leugner und Ehrlichkeit hofft, wird dann sehr schnell eines besseren belehrt. Denn anstatt der versprochenen Antwortsuche fällt der bis dahin noch geneigte Leser über den folgenden Satz:“Sie nennen sich Skeptiker und zweifeln wahlweise an Klimawandel oder Evolution, der Existenz des Holocausts, dem Nutzen von Impfungen oder der Gefahr des Rauchens.“
Gut, ich oute mich: Ich zweifel an vom Menschen verschuldeten Klimawandel, insbesondere an der Rolle des Kohlendioxids. Jedoch nicht generell an der Existenz eines Klimawandels. Warum zweifle ich? Zum einen liegt es an der hohen Absorbanz der nicht von Wasser überdeckten Absorptionslinie des Kohlendioxids im infraroten Spektralbereich unter den schon herrschenden Konzentrationsverhältnissen. Oder um es am historischen Beispiel festzumachen: Im Devon (vor rund 400 Millionen Jahren)lag der atmosphärische Gehalt an Kohlendioxid beim 9fachen des heutigen Wertes, die Durchschnittstemperatur lagt jedoch nur 6°C über der heutigen. Und nun soll eine Verdopplung schon zu einem Temperaturanstieg von bis zu 4°C führen. Das empfinde ich als reichlich unlogisch.
Auch das Gerede von dem globalen Klima und der Mittelung der Temperaturen halte ich für ziemlich problematisch. Warum? Ganz einfach! Wie wir hoffentlich alle in der Schule gelernt haben, teilt sich unser Planet in verschiedene Klimazonen auf. Wir hier in Deutschland leben z.B. in der gemäßigten Klimazone, die durch den Golfstrom dominiert wird. Eine statistische Mittelwertsbildung setzt jedoch voraus, das die zu mittelnden Werte der selben Grundgesamtheit angehören. Zumindest habe ich das mal so gelernt. Und das ist meiner Ansicht nach für die verschiedenen Klimazonen nicht zwangsläufig gegeben. So bedurfte es z. B. erst aufwändiger Verfahren, um auch die Antarktis wärmer zu rechnen (Anm.: irgendwo in meinen vielen Stapeln liegt noch die entsprechende Arbeit), denn in einigen Gebieten findet man dort Kälterekord auf Kälterekord (z. B.: http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/natur/neumayer-station-kaelterekord-in-der-antarktis_aid_530799.html). Und immer wieder finden sich Meldungen über den Klimawandel verstärkende bzw. abschwächende Effekte, die man bisher nicht kannte. Das Verständniss vom Klima auf unserem Planeten ändert und entwickelt sich, das muss auch so sein. Nur so funktioniert Wissenschaft, als Prozess ständiger Veränderung und Erkenntnissgewinns.
Ich möchte aber auf den besagten Artikel zurückkommen, den der auf Antwort suchender Mission befindliche Autor hat gleich noch mehr Weisheiten auf Lager. Schauen wir uns obiges Zitat an, denn dort setzt der Autor Zweifel am Klimawandel mit der Leugnung des Holocausts gleich. Ein starkes Stück, wie ich finde. Viele Klimaskeptiker die ich kenne, können durchaus ihre Haltung belegen und auch deutlich differenzieren. Und damit ist eine solche Haltung durchaus auch eine Form der Meinungsfreiheit. Jedoch die Leugnung des Holocausts ist eine Straftat. Hier also in einem Satz Klimaskeptiker und Holocaust- Leugner gleichzusetzen, zeugt nicht von der Suche nach Ehrlichkeit in der Wissenschaft sondern erscheint als plumper Diffamierungsversuch jeglicher Skeptiker.

Wenn man also nach Ehrlichkeit in der Wissenschaft sucht, sollte man bedenken: Jeder ehrliche Wissenschaftler ist auch sein eigener Skeptiker. Er wird immer und immer wieder an seinen Ergebnissen zweifeln und diese überprüfen. Denn ohne ein gesundes Maß an Skepsis ist meiner Meinung nach ehrliche Forschung gar nicht möglich.

ps: Das Wissenschaft etwas hochdynamisches ist, bestätigt gerade eine Meldung aus dem heutigen Astronews- Newsletter, die da lautet: „Bei einer Untersuchung von 47 gasreichen Galaxien wurde jetzt festgestellt, dass ihr Rotationsverhalten mit ihrer sichtbaren Masse korreliert. Dies widerspricht der aktuellen Ansicht der meisten Astronomen, nach der Galaxien überwiegend aus Dunkler Materie bestehen. Gleichzeitig bestätigt es die Vorhersage einer alternativen Gravitationstheorie.“