Das hätte ja nun niemand erwartet, Spione spionieren. So eine Überraschung. Fast genauso überraschend wie die weiteren Enthüllungen des Herrn Snowden. So war es nämlich schon 1998 in der EU bekannt, das die NSA flächendeckend Telefonate in Europa abhört (siehe hier: http://www.heute.de/Geheuchelte-Emp%C3%B6rung-28615488.html). Im folgenden Dokument des Europaparlaments von 2001 wird ausführlich auch über Wirtschaftsspionage mittels des Echelon-Programms berichtet- http://www.europarl.europa.eu/comparl/tempcom/echelon/pdf/rapport_echelon_de.pdf. Hinzu kommt, das im bayrischen Bad Aibling eine große Abhörstation stand (Abbau 2004)!
Aber das ist nur die Spitze des Eisberges oder vielleicht auch das vorletzt letzte Kapitel, denn Abhören hat in Nachkriegsdeutschland eine lange Tradition. So wurden durch die nicht vorhandene Zensur westlicher Dienste während des Kalten Kriegs im deutsch-deutschen Grenzverkehr insgesamt ca. 90 Millionen Postsendungen einbehalten. Mehr zu den Hintergründen und der Rolle der Westalliierten findet der geneigte Leser bei Telepolis- http://www.heise.de/tp/artikel/39/39408/1.html.
Bleibt also eigentlich nur folgendes Fazit: Snowdens Enthüllungen sind keineswegs überraschend sonder bestätigen eigentlich nur, was viele schon immer vermutet haben. Und unsere Politiker aus Regierung und Opposition lügen der Bevölkerung mit ihrer geheuchelten Empörung bzw. vorgeblichen Unwissenheit unverblümt in’s Gesicht. Und ja, flächendeckende Überwachung ist heute schon Realität. Damit ist eigentlich jeder für den Schutz seiner Daten selbst verantwortlich. Leider sind dazu viele nicht befähigt. Hier gilt es anzusetzen und man muß auch fragen, warum unsere Geheimdienste nichts dagegen unternommen haben? Sind wir trotz 2+4 Vertrag immer noch besetzt und unmündig? Und wer aus dem Skandal nun politischen Vorteil ziehen will, der muß genau dazu Konzepte vorlegen. Nieder mit der Überwachung zu schreien und einen Orwell’schen Überwachungsstaat als Schreckgespenst an die Wand zu malen, reicht nicht mehr aus.