Im Iran ist (wieder einmal) ein Atomwissenschaftler mit einer Magnetbombe ermordet worden. Eine in vielerlei Hinsicht verabscheuungswürdige und vor allem sinnfreie Tat. Betrachte ich zu allererst das was über das iranische Atomprogramm bekannt ist. Offiziell will der Iran sein Uran auf 20% anreichern. Für einen „normalen“ Reaktor braucht man nicht so hoch angereichertes Uran, für eine Bombe ist es viel zu wenig. Aber Forschungsreaktoren werden anders bestückt, auch was die Anreicherung der Brennstäbe betrifft. Und da werden dann Radionuklide für medizinische als auch materialtechnische Zwecke hergestellt. Also für eine normale zivile Nutzung. Und so wie der Iran durch die zivilisierte westliche Welt boykottiert wird, kann ich durchaus den Drang nach einer möglichst autarken Versorgung mit möglichst vielen Gütern nachvollziehen. Natürlich kann man aus dem 20% angereicherten Material auch höher angereichertes, waffenfähiges Uran gewinnen. Aber das verhindert man nicht, indem man Wissenschaftler umbringt. Noch dazu, wo noch niemand durch iranische Atomwaffen getötet wurde. Der Wissenschaftler war also unschuldig, er hat nichts verbotenes getan, geschweige denn Verbrechen begangen, die seine Ermordung rechtfertigen würde.
Weiterhin ist die Tat nutzlos! Dazu betrachten wir eine der tragischsten Gestalten in der deutschen Wissenschaftsgeschichte- Fritz Haber. Der deutsche Chemiker und Nobelpreisträger war Miterfinder des Haber-Bosch Verfahrens zur Herstellung von Ammoniak aus den Elementen. Damit legte er den Grundstein für die Herstellung von heute weltweit jährlich 100 Millionen Tonnen Stickstoffdüngemitteln. Andererseits wurde er zum Vater der Giftgaswaffen im ersten Weltkrieg und ist für viele Tote indirekt verantwortlich. Hätte man ihn umgebracht, hätten andere Wissenschaftler diese einfachen Arbeiten durchgeführt, was die Giftgase betrifft. Vielleicht wäre sogar der erste Weltkrieg ohne Giftgaseinsatz abgelaufen. Am mörderischen Stellungskrieg hätte es nichts geändert und Chlorgas stand auch ohne Haber zur Verfügung. Andererseits hätte man eventuell (ja nach Zeitpunkt seiner Ermordung) die Entwicklung der Ammoniaksynthese ebenfalls verhindern können und dadurch wären weltweit wahrscheinlich Millionen Menschen mehr verhungert. Und so ist das auch mit der Ermordung iranischer Atomwissenschaftler. Man wird die militärische Weiterentwicklung des Irans auf diese Weise nicht verhindern, vielleicht verschleppen oder verlagern. Und so eine Verlagerung könnte (z. B. bei biologischen Waffen) eine noch schlimmere Bedrohung der Menschheit darstellen, als die geschätzten 4 Atombomben die der Iran mit seinem angereicherten Uran eventuell bauen könnte.
Genauso schlimm ist es für mich, das die Spur der Mörder nach Israel führt. Ein Land, das selber Nuklearwaffen besitzt. Ich hoffe nur, das man heraus bekommt, welches Land die Killer geschickt hat und das dann seitens der UNO und der oben schon erwähnten westlichen Welt dieses Land genauso hart und gnadenlos boykottiert wird, wie der Iran!
ps: Mord ist immer inakzeptabel, damit keine Missverständnisse entstehen!